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Digitaler Verbraucherschutz ist wichtig: Aber die Regeln lassen sich nicht eins zu eins aus der analogen in die digitale Welt übertragen. Bild: dpa
Daniel Puschmann, der Vorstandsvorsitzende der Internet-Vergleichsplattform Verivox, sagt: Es sei ein Irrweg, die Regeln des Verbraucherschutzes einfach eins zu eins von der analogen in die digitale Welt zu übertragen. Was heißt das konkret?
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Sie haben die Welt für Verbraucher transparenter gemacht: Vergleichsplattformen im Internet. Wer heute einen günstigen Stromanbieter sucht, einen Hauskredit zu niedrigen Zinsen oder ein günstiges Hotel für eine Übernachtung, der guckt häufig erst mal aufs Smartphone. In der analogen Welt früher wäre man zu keinem Ende gekommen, wenn man vor jeder Entscheidung Hunderte von Möglichkeiten nach Kosten und Nutzen gegeneinander abgewogen hätte. Heute geht das im Netz – ein gewaltiger Vorteil für Verbraucher. Und die Möglichkeiten der Digitalisierung scheinen da noch längst nicht ausgeschöpft. Zugleich geraten Vergleichsplattformen aber immer wieder in Konflikte mit Verbraucherschützern. Bisweilen greift sogar der Staat ein, um Schaden durch die Macht der Vergleichsplattformen von Verbrauchern fernzuhalten.
Daniel Puschmann, der Vorstandsvorsitzende der Strompreis-Vergleichsplattform Verivox, sieht Deutschland in diesen Fragen nicht gut gerüstet: „Es läuft einiges schief im digitalen Verbraucherschutz in Deutschland“, sagte Puschmann im Gespräch mit der F.A.Z. „Eines der Kernprobleme ist: Man kann Regeln nicht einfach eins zu eins aus der analogen in die digitale Welt übertragen.“ Zudem müsse der Verbraucherschutz vermeiden, im Neuen der Digitalisierung immer eine Bedrohung zu sehen. Nötig sei ein radikales Umdenken: „Wir haben zwei Forderungen: eine Refokussierung des Verbraucherschutzes auf die Verbraucherbefähigung – und ein Praxischeck für alle Verbraucherschutz-Maßnahmen vor deren Einführung.“ Soll heißen: Die Verbraucher sollen durch Information mündiger gemacht, statt durch Regeln gegängelt werden. Und neue staatliche Eingriffe in die Digitalwelt sollten vor ihrer Einführung gründlicher auf schädliche Nebenwirkungen untersucht werden.
Ein Beispiel, wo es nach seiner Ansicht schieflief, ist die staatlich zertifizierte Vergleichsplattform für Girokonten. Die war gar nicht von Verivox ins Leben gerufen worden, sondern vom Konkurrenten Check24. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte die Regeln vorgegeben, nach entsprechenden Beschlüssen der Europäischen Union. Als nach langen Anstrengungen alles fertig war, klagten die Verbraucherzentralen dagegen. Vor allem, weil zu wenig Banken im Vergleich vorkämen, die Marktabdeckung sei zu gering. Am Ende wurde die Plattform abgeschaltet und die öffentlich finanzierte Stiftung Warentest übernahm behelfsweise die Aufgabe. Der Staat sprang ein, weil die Privaten gestoppt wurden.
„Obwohl alle Vorgaben der Zertifizierungsbehörde erfüllt waren, ist die Plattform an einer Klage der Verbraucherzentralen gescheitert“, sagt Puschmann. „Jetzt übernimmt die Stiftung Warentest den Kontenvergleich, und es gibt eine geringere Marktabdeckung als vorher, obwohl gerade wegen der Marktabdeckung gegen den alten Vergleich geklagt worden war.“ Jetzt gebe es deutlich weniger als 400 verschiedene Angebote – vorher seien es mehr als 600 gewesen.
Den Plattformchef beunruhigt die Logik hinter dieser Entwicklung. Dass man den Vergleichsplattformen vorwirft, sie wollten sich an den Vermittlungsprovisionen bereichern, deshalb könne man sich auf die Vergleichsergebnisse der privaten Plattformen nicht verlassen – und brauche staatliche Vergleiche.
„Es kann nicht sein, dass jetzt nur noch der Staat solche Vergleiche anbieten soll, obwohl es mittlerweile eine erfolgreiche Tradition der privaten Vergleichsplattformen im Internet gibt“, sagt Puschmann. Verivox sei seit mehr 20 Jahren am Markt. Vergleichsplattformen lebten von Provisionen – aber sie könnten auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn sie den Verbrauchern gute Vergleiche lieferten: „Das ist der entscheidende Mechanismus“, meint der Verivox-Chef. Auch bei Verivox habe man mal darüber nachgedacht, ob man sich die Vergleiche auch von den Verbrauchern bezahlen lassen könnte statt von den Unternehmen, die verglichen werden. „Aber es dürfte schwer sein, für eine Dienstleistung, die einmal als unentgeltlich etabliert ist, plötzlich Gebühren einzuführen.“
Im Moment ist der Strompreis in Deutschland besonders hoch. Aber trotz Vergleichsplattformen kommt der Wettbewerb nicht richtig in Fahrt. Woran liegt das? „Obwohl sich durch den Wechsel aus der Grundversorgung in einen günstigeren Tarif für einen Haushalt durchschnittlich rund 400 Euro im Jahr sparen lassen, gibt es immer noch viele Verbraucher, die nie den Stromanbieter wechseln“, sagt Puschmann. Nur 35 Prozent der Haushalte seien bei einem anderen als ihrem Grundversorger. Manchen Verbrauchern erscheine der Anbieterwechsel wohl zu mühsam – andere fürchteten, nach einem Anbieterwechsel sprichwörtlich im Dunkeln zu sitzen. Puschmann räumt ein: Es gebe durchaus Fälle von insolventen Stromanbietern wie der Bayerischen Energieversorgungsgesellschaft BEV. Die sorgten in den Medien für viel Aufmerksamkeit, sagt der Verivox-Chef: „Aber es sind doch relativ seltene Fälle.“
Trotzdem könne man da was tun, im Sinne eines digitalen Verbraucherschutzes, meint Puschmann: „Es wäre gut, wenn man die Verbraucher besser als bislang vor schwarzen Schafen der Branche schützen könnte“, sagt der Verivox-Chef: „Wir fänden es zum Beispiel nicht schlecht, wenn wir gemeinsam mit anderen Partnern und der Bundesnetzagentur ein Frühwarnsystem für solche Fälle etablieren könnten.“
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„Beim digitalen Verbraucherschutz läuft in Deutschland einiges schief“
Verivox-Chef Puschmann
„Beim digitalen Verbraucherschutz läuft in Deutschland einiges schief“
Daniel Puschmann, der Vorstandsvorsitzende der Internet-Vergleichsplattform Verivox, sagt: Es sei ein Irrweg, die Regeln des Verbraucherschutzes einfach eins zu eins von der analogen in die digitale Welt zu übertragen. Was heißt das konkret?
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