von Tatjana Kerschbaumer
20. September 2021, 22:01 Uhr

Kurzer Prozess: In der „Süddeutschen Zeitung“ machen sich Annette Ramelsberger, Max Hägler und Jana Stegemann Luft über den Umgang der Münchner Justiz mit Journalistinnen, die von wichtigen Prozessen berichten wollen. Es gebe meist so wenige Plätze im Gericht, dass sich die Reporterinnen „den Zugang zu ihrer Arbeit mit unwürdigem Campieren oder mit Erkältungsgefahr erkämpfen“ müssten, da das Schlange stehen für einen der begehrten Posten oft ganze Nächte dauere. Toiletten und sanitäre Anlagen stünden bei derartigen Nachtwachen ebenfalls nicht zur Verfügung. Laut „Süddeutscher Zeitung“ schickte die Deutsche Presse-Agentur beim Boateng-Prozess ihren ersten Mitarbeiter 24 Stunden vor Beginn vor den Eingang des Münchner Amtsgerichts: „Weil niemand 24-Stunden-Arbeitstage durchsteht, bezahlen die meisten Medien Studierende, damit sie dort ausharren“. Da an jedem Verhandlungstag das Prinzip „Wer als erster kommt, kommt rein“ gelte, herrsche in München ein besonders harter „Wettlauf mit der Konkurrenz“.

Vor Gericht herrsche eine Atmosphäre, „die es Journalisten schwermacht, daran zu glauben, dass das alles nicht gegen sie gerichtet ist“. So soll sich die Münchner Justiz in einem Sitzungssaal auch die einzigen beiden Laptop-tauglichen Arbeitsplätze der Zuhörerreihen abgezwackt haben – obwohl „nie jemand von der Justiz dort sitzt“. Das Problem sei auch deshalb drängend, weil in München im kommenden Jahr drei große Prozesse anstehen: der Wirecard-Prozess, der Vergewaltigungsprozess gegen Regisseur Dieter Wedel sowie möglicherweise der Maskenaffären-Prozess gegen die CSU-Abgeordneten Alfred Sauter und Georg Nüsslein.
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